Sonntag, 25. Oktober 2020

Buchrezension "Die Schatten von Westminster" (Ein Sebastian St. Cyr Krimi) von C.S. Harris

 




London, 1811: Eine junge Frau wird brutal ermordet in einer Kirche aufgefunden. Aufgrund der am Tatort gefundenen Indizien, gerät der junge Adelige Sebastian St. Cyr unter Verdacht. Im düsteren und brutalen London des 19. Jahrhundert, auf der Flucht und völlig auf sich allein gestellt, versucht er den Mörder zu fangen und gerät dabei in die Intrigen der adeligen Welt.

"Die Schatten von Westminster" ist der erste Band aus der Sebastian St. Cyr Reihe und spielt im nebligen, dunklen London Anfang des 19. Jahrhunderts. Gekonnt werden hier die heruntergekommenen, elenden Armenviertel Londons mit der Welt der Reichen in Kontrast gesetzt.
Sebastian ist ein junger Adeliger, der erst vor kurzem aus dem Krieg heimgekehrt ist. Er hat ein herausragendes Gehör und kann im Dunklen sehen. Eine Gabe, die es ihm ermöglicht, unbehelligt durch die Gassen Londons auch bei Nacht zu schleichen. Viel erfährt man nicht über den jungen Mann, außer seiner zynischen Weltsicht und seines Ehrgefühls. Die Tote war eine flüchtige Bekannte, er möchte den Mord also nicht nur aufklären, um seine Unschuld zu beweisen, sondern auch, um ihr Gerechtigkeit zuteilt werden zu lassen. 

Der erste Band dieser Krimireihe erschien in der Originalfassung auf Englisch bereits 2005 und es folgen ihm noch 15 weitere. Die detaillierten Beschreibungen der Umgebung, die Brutalität der Morde und die Intrigen des Adels erschaffen eine düstere, bedrückende Atmosphäre, die dem nebligen London zu dieser Zeit entspricht und den Leser in den Bann zieht. 
Der Krimi baut Spannung von der ersten Seite bis zur letzten auf und man bangt durchgehend um die Charaktere, die versuchen sich gegen Polizei, Adel und Mörder zu behaupten.

Ein großartiger Krimi, der mit viel Spannung, Witz und blutigen Szenen aufwartet. 
Ich kann es nicht erwarten, den nächsten Band zu lesen und bin schon sehr gespannt, wie es weitergeht, wenn die anderen Bände übersetzt werden. Für Krimifans und Geschichtsliebhaber eine klare Leseempfehlung!


Vielen Dank an DigitalPublishers für das Rezensionsexemplar!

Sonntag, 18. Oktober 2020

Buchrezension "Der Fluch der Götter" (Kingswood Castle Academy 1) - Alexandra Fuchs


Nach dem Tod ihrer Eltern wird Laurie von ihrer Tante auf ein Internat geschickt, die Kingswood Castle Academy in einem alten Schloss.
Unter den Schülern findet sie schnell gute Freunde, obwohl sie eigentlich niemanden an sich heranlassen wollte. Darunter befindet sich auch Lucas, der einer elitären Gruppe von „Royals“ angehört, die sich von allen absondern. Als Laurie einem mysteriösen jungen Mann begegnet, den nur sie sehen kann, gerät sie in einen Kampf um das Schicksal der Welt - einen Kampf, der auch ihr vorbestimmt zu sein scheint… Kann man seinem Schicksal entfliehen?

„Der Fluch der Götter“ ist der gelungene Auftakt zur Kingswood Academy Reihe. Der erste Band wirkt vielmehr wie eine Einleitung in die Reihe, mit kürzeren Rückblenden, die noch Kommendes, Größeres versprechen. Das Setting verspricht Fantasy für Jugendliche: ein düsteres Internat hinter dicken, altehrwürdigen Mauern, ein unerwartetes Stipendium, ein mysteriöser junger Mann und eine Gruppe von Elite-Absolventen, die sich nicht mit den „Gewöhnlichen“ abgeben. Mittendrin Laurie, die nach einem schweren Schicksalsschlag eigentlich nur alleine sein will.

Die Protagonistin Laurie hat einen  ganz eigenen Charakter, verschlossen und abweisend, aber schlagfertig und sarkastisch - auch wenn sie es ihren Mitschülerinnen dadurch nicht gerade leicht macht sich mit ihr anzufreunden. Lauries Gedankengänge lassen den Leser immer wieder durch ihre durch den Tod ihrer Eltern aufgebauten Mauern blicken und natürlich steckt hinter ihrer abweisender Art ein weicher Kern.
Die elitäre Gruppe fasziniert Laurie besonders und so dauert es nicht lange, bis sie sich mit einem der Jungen anfreundet. Dass sie mysteriös sind und ein magisches Geheimnis zu verbergen haben, macht es natürlich noch interessanter.
In einem Jugendroman darf es natürlich auch nicht an einer jungen Liebe fehlen - hier sehr angenehm und unaufdringlich eingebaut. Anfangs hatte ich befürchtet, dass es sich in eine Dreiecksbeziehung verwandeln würde, aber bisher wurde das sehr schön von der Autorin gelöst.

Optisch und auch sprachlich ist das Buch sehr ansprechend, das Cover passt sehr gut zum Charakter des Buches, der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und flüssig zu lesen.
Leider kommen die Charaktere und die Handlung ein wenig zu kurz, der ganze Band wirkt vielmehr wie eine Vorgeschichte, in der die Protagonisten und die Geschichte nur kurz angerissen werden. Die einzelnen Charaktere und Beziehungen zwischen den Personen kommen dabei leider ein wenig zu kurz und bleiben oberflächlich. 
Am Ende des Buches hat man das Gefühl, als würde etwas fehlen, als hätte man erst das erste Kapitel beendet. Es fehlt eine Art Abschluss, eine Abgrenzung zum nächsten Band oder zumindest ansatzweise eine Überleitung zum tatsächlichen Schicksalskampf. Dafür bleibt man umso gespannter für den nächsten Band.

Als Fazit kann man sagen, dass es sich um ein spannendes Fantasy-Buch für Jugendliche handelt, das viel verspricht und hoffentlich im nächsten Band auch halten kann. Das Internat mit „Helden und Magie“-Elementen ist seit einiger Zeit ein sehr beliebtes und häufig anzutreffendes Motiv in der Jugendliteratur, daher hat man in diesem Buch manchmal das Gefühl, als hätte man so etwas Ähnliches bereits gelesen. Ob der nächste Band es schafft, die Reihe von der breiten Masse abzuheben bleibt abzuwarten, aber er hat definitiv das Potential dazu.

Vielen Dank an digitalpublishers für das Rezensionsexemplar!

Samstag, 25. Juli 2020

Buchrezension "Acht Berge" von Paolo Cognetti




Italien, 1984: Der 11 jährige Pietro und seine Eltern fliehen über die Sommermonate vor der Tristesse der grauen, hektischen Großstadt Mailand in ein kleines Bergdorf namens Grana am Fuße des Monte-Rosa-Massivs. Für die Eltern ist es eine Rückkehr zu alten Erinnerungen an die Liebe zur Natur und ihre Ehe. Während Pietro Vater ruhiger und entspannter wird und der ganze Stress von ihm abzufallen scheint, blüht seine Mutter auf und beginnt Bekanntschaften im Dorf zu knüpfen.

Pietro findet in dem gleichaltrigen Bruno zum ersten Mal einen richtigen Freund erkundet mit ihm die Welt um sich herum, während sein Vater jeden Morgen in der Früh in die Berge zum Wandern aufbricht. Ein Ritual, dem sich Pietro und später auch Bruno anschließen und das die Drei über Jahre hinweg begleitet und verbindet, auch als sich ihre Wege trennen und Pietro in die Welt hinauszieht, während Bruno in Grana bleibt. 

Als Pietro als Erwachsener nach dem Tod seines Vaters wieder nach Grana zurückkehrt, erfährt er, dass Bruno und sein Vater immer noch dem alten Wanderritual gefolgt sind und nie den Kontakt verloren haben. 

Pietro erkennt, dass sich in dem Dorf seiner Kindheit wenig verändert hat und dass auch die Freundschaft mit Bruno nie wirklich erloschen ist.


„Acht Berge“ ist ein autobiographisch inspirierter Roman über Freundschaft und das Leben. Paolo Cognetti hat mit seinem dritten Werk einen bewegenden Roman über das Erwachsenwerden, die Bedeutung von Freundschaft und das Finden des eigenen Glücks geschaffen. Die detaillierten Beschreibungen der Natur und der Berge und was sie in den Menschen auslösen, geben dem ganzen Roman eine entspannte, ruhige Atmosphäre, die den Leser in den Bann zieht. 

Ein berührendes Werk, das den Wert von Freundschaft und der Suche nach Heimat und Glück mit der Faszination, die die Berge umgibt, verbindet. Während des Lesens fühlt man mit den Charakteren, spürt ihre Ängste und Verzweiflungen, ihre Hoffnungen und folgt ihnen, wie sie ein Zuhause in den Bergen und Ruhe in der Natur finden. 


Cognettis Schreibstil mag am Anfang etwas ungewohnt erscheinen, hat allerdings in Verbindung mit den detaillierten Beschreibungen und Einsichten eine unglaublich beruhigende Wirkung, die den Leser in die Natur und die Berge zu versetzen scheinen. Eines der schönsten und zugleich traurigsten Bücher, das ich je gelesen habe, obgleich es sehr schwer in Worte zu fassen ist, was dieser Roman empfindet lässt.

Dienstag, 14. Juli 2020

Buchrezension "Leichenfänger" von Marco Hasenkopf




Die BKA-Ermittlerin Rosa Bach ist nach dem gewaltsamen Mord an einer Kollegin traumatisiert und wird von ihrem Chef dazu verdonnert an einem Stessbewältigungsseminar auf hoher See teilzunehmen, um die Geschehnisse zu verarbeiten und ihre posttraumatische Belastungsstörung in den Griff zu bekommen. Die zynische Beamtin ist davon natürlich gar nicht begeistert, aber ihr Chef lässt keine Widerrede zu. Auf dem Frachtschiff, der MS Leviathan, angekommen, warten gleich mehrere böse Überraschungen auf Rosa: der Leiter des Seminars ist ein exzentrischer „Esoterikspinner“, wie Rosa ihn bei ihrer ersten Begegnung gedanklich einschätzt, der viel zu geschickt in ihr Inneres blicken kann - etwas, das der eher verschlossenen Rosa natürlich gar nicht behagt. Als plötzlich Crewmitglieder und Seminarteilnehmer verschwinden, halten die anderen es für Zufälle, Rosas Argwohn ist allerdings geweckt und sie beginnt zu ermitteln. Bald ist klar, dass sich unter ihnen ein Mörder befinden muss, der mit ihnen ein perfides Katz und Maus Spiel spielt und das auf hoher See, abgeschnitten von der Außenwelt, während ein Sturm auf sie zukommt…


Der Thriller beginnt mit einem sehr spannenden Einstieg: ein Rückblick zu den Ereignissen, die Rosa Bach so sehr traumatisiert haben, dass sie nicht mehr in der Lage ist, ihren Beruf auszuüben. Der Mord an ihrer Kollegin während einem Fall, für den Rosa die Verantwortung hatte und dass der Täter auf unerlässliche Weise verschwunden ist und noch immer auf freiem Fuß ist, haben eine starke PTBS bei Rosa ausgelöst, die der Autor immer wieder sehr gut darstellt und die Rosas Leben und Handeln negativ beeinflussen. Die Praktiken des Seminars wirken auf den ersten Blick seltsam und esoterisch, dennoch bieten sie einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise und Methoden, mit denen in solchen Anti-Stress-Seminaren gearbeitet wird. Auch wenn die Teilnehmer und der Leiter eine sehr gestörte Gruppendynamik haben und hauptsächlich aus Menschen mit sehr… exzentrischen Charaktermerkmalen zusammengewürfelt wurden. Einsichten in die verschiedenen Gedankengänge der Personen erhält man durch kurze Sichtwechsel, die die Personen so zeigen wie sie tatsächlich sind und nicht so wie Rosa sie einschätzt oder sie sich im Seminar zeigen. Allerdings ist es manchmal ein wenig verwirrend, da die Sichtwechsel nicht mit Namen gekennzeichnet werden, sodass es immer ein wenig abrupt erscheint und man rätseln muss um wen es sich handeln könnte. Dadurch erhält man allerdings auch Einsicht in die Sichtweise des Mörders, wobei man natürlich nicht erahnen kann, um wen es sich handeln könnte. Einzig Rosas Sicht ist klar gekennzeichnet. 


Besonders gut gefallen hat mir die sehr detaillierte Beschreibung des Frachtschiffes, der Mannschaft und deren Dynamik, sodass man eine Einsicht in die Schifffahrt, das raue Leben auf hoher See und die Befehlsketten erhält. Man merkt, dass sich der Autor sehr akribisch damit beschäftigt hat und sich gut damit auskennt, sodass man auch als Laie das Gefühl bekommt, sich damit ein wenig besser als vorher auszukennen. Teilweise waren die Beschreibungen der Gänge, Räume und Maschinen ein wenig zu detailliert und langatmig, aber es handelt sich eben um eine sehr gründliche Beschreibung der Orte des Geschehens und Rosa ist als BKA-Ermittlerin nun mal eine sehr genaue Beobachterin. 

Das Herannahen des Sturms gibt den ganzen Geschehnissen einen noch bedrohlicheren Charakter, als hätte der Mörder diese Umstände geplant und die ganze Zeit darauf hingearbeitet.


Ich würde definitiv weitere Bände von Rosa Bach lesen und kann dieses Buch nur jedem empfehlen, der auf blutige Spannung, ein wenig Psychohorror und sehr trockenen Humor steht. Ein wenig hat das Buch mich von der Atmosphäre an Sebastian Fitzeks „Passagier 23“ erinnert und mir auf jeden Fall besser gefallen.


"Leichenfänger" ist die digitale Neuausgabe des Buches "Der letzte Sturm". Beide Titel gefallen mir sehr gut, wobei bei dem Titel "Leichenfänger" passender Weise noch etwas Makaberes mitschwingt. Das neue Cover ist ebenfalls sehr gelungen und verspricht Spannung: die Sicht aus der eingeengten Kabine durch das Bullauge auf die stürmische, unbarmherzige See und es gibt kein Entkommen...



Zu Verfügung gestellt wurde mir das ebook von Marco Hasenkopf, Lovelybooks und digital publishers.


Mittwoch, 10. Juni 2020

Buchrezension "Stille Schuld" von Gerlinde Friewald



Für Fans der SOKO Wien:
Der charmante Ermittler Nick Stein ist zurück und bringt einen grausigen Fall mit sich!


„Stille Schuld“ von Gerlinde Friewald ist nach „Narbenfrau“ der zweite Band um den Ermittler Nick Stein aus Wien. Es erschein bereits 2015 unter dem Namen „Schuldfrei“ und wurde nun von digital Publishers neu aufgelegt.
Als Nick Stein aus seinem wohlverdienten Urlaub zurückgerufen wird, erwarten ihn ein schockierendes Bild: sechs alte Menschen wurden über Tage hinweg ausgehungert, gefoltert und schließlich gekreuzigt. Was verband diese sechs Menschen miteinander und wer würde alten Menschen einen so grausigen Tod wünschen? Haben die Ereignisse etwas mit dem alten Waisenhaus zu tun, in dem alle eine zeitlang gearbeitet haben? Die Ermittler stehen bei ihren Nachforschungen vor einer Mauer des Schweigens und der Ablehnung und kommen dabei einer geheimen Sekte gefährlich nahe. 

Der Krimi beginnt gleich mit schaurigen Einblicken in die letzten Momente einer der Sterbenden. Sehr detailliert wird beschrieben, wie sie ihre letzten Atemzüge tut und die Umgebung um sich herum wahrnimmt. 
Direkt im nächsten Kapitel trifft man wieder auf Nick Stein, den Hauptcharakter dieser Reihe, den man bereits aus dem ersten Band kennt, allerdings kann man Band 2 auch ohne den ersten Teil lesen. 
Nick Stein erscheint zunächst ein wenig ungehobelt, aber doch sympathisch, wenn man sich an seine raue Art gewöhnt hat. Begeistert ist er natürlich nicht, dass er aus dem Urlaub zurückgerufen wird und zu allem Übel wird ihm auch noch ein Partner vor die Nase gesetzt, von dem er nicht sonderlich begeistert ist. Seine schlechte Laune ist also allzu verständlich und verfliegt im Laufe des Buches. 
Die restlichen Leute seines Teams wirken kompetent und sympathisch, dennoch hat jeder von ihnen so seine Eigenheiten, die ihn ausmachen. So lernt man eine Reihe interessanter Charaktere kennen, die das Buch bereichern.
Der Fall an sich ist sehr blutig und detailreich beschrieben, die düstere und beklemmende Atmosphäre, die das Thema des Krimis umgibt, verstört ein wenig und macht das Buch sehr spannend. Allerdings muss angemerkt werden, dass das Buch von der Thematik sehr stark an Nele Neuhaus „Böser Wolf“ erinnert und wer diesen Krimi kennt, ahnt schon sehr früh, in welche Richtung die Thematik geht. Dennoch gibt es die ein oder andere überraschende Wendung.

Insgesamt kann man sagen, dass es sich bei „Stille Schuld“ um einen soliden, spannenden Krimi handelt, der ein trauriges Tabuthema aufgreift, das man allerdings in ähnlicher Form bereits gelesen hat. 


Zur Verfügung gestellt wurde mir dieses Buch von dp DIGITAL PUBLISHERS 

Mittwoch, 13. Mai 2020

Buchrezension "Nachttiger" von Yangsze Choo




Im Britisch-Malaya der 1930er-Jahre, wird der junge Houseboy Ren von seinem sterbenden Herrn um einen letzten Gefallen gebeten: Er soll den einst amputierten Finger des alten Arztes finden, ihn innerhalb 49 Tage wieder mit seinem Körper zusammenführen, damit laut Aberglaube seine Seele ihre Ruhe finden kann und nicht rastlos umherstreifen wird. 
Auf seiner Suche trifft er die junge Ji Lin, deren größter Wunsch es ist, Krankenschwester zu werden, zur Zeit allerdings als heimlich als Tanzlehrerin die Schulden ihrer Mutter abarbeitet. Dass ihre Wege sich nicht zufällig kreuzen und auch Ji Lin und ihr Adoptivbruder Shin bereits Kontakt mit dem abgetrennten Finger hatten, wird ihnen erst sehr spät bewusst. Doch sie verbindet noch weitaus mehr, denn ihre Namen bilden drei der Fünf Tugenden nach Konfuzius: 

Zhi – Weisheit 
Yi – Rechtschaffenheit
Ren – Güte
Li – Ordnung
Xin – Aufrichtigkeit 

Der Vierte im Bunde ist Rens verstorbener Bruder Yi, dem Ji Lin bereits in ihren Träumen begegnet ist. Doch wer ist der unbekannte Fünfte vor dem sie gewarnt werden? Bald heften sich dunkle Schatten an ihre Fersen, die vor nichts zurückschrecken - auch nicht vor Mord. Doch die Gefahr droht nicht nur von menschlicher Seite aus, sondern auch aus dem Geisterreich; Menschen sind auf mysteriöse Weise verschwunden und gestorben, Tiger wurden gesichtet. Gewöhnliche Tiger oder doch menschenfressende Geistertiger wie es die Legenden sagen?

 „Nachttiger“ von Yangsze Cho ist weitaus mehr als nur ein einfacher historischer Roman. Er kombiniert Mystik, Thriller und Romantik auf eine Art und Weise, die den Leser in seinen Bann zieht. Die chinesischen Legenden werden so nahtlos in den Roman eingewoben, dass man nicht mehr zwischen Legende und Realität differenzieren kann. 
Die Hauptpersonen werden erst nacheinander eingeführt, die Perspektiven wechseln dabei zwischen Ren, Ji Lin und William Acton, einem jungen Arzt, der Ren bei sich arbeiten lässt. So lernt man die Charaktere von all ihren Seiten kennen, man erfährt ihre innersten Gedanken und Wünsche, sieht sie aber auch durch die Augen anderer und wie sie in ihrer Umwelt agieren. Doch erfährt der Leser tatsächlich alles über sie oder gibt es auch unausgesprochene Geheimnisse und Taten, derer man sich nicht bewusst ist? 
Verbunden durch das Schicksal und der Suche nach einem Finger, in der faszinierenden Mischung aus Kultur, Legenden, Aberglaube, Spannung und Romantik, versuchen die Protagonisten ihren Weg zu finden, bevor ihre Gegenspieler ihnen zuvorkommen.

Dieses Buch hatte mich zunächst wegen des wunderschönen Stoffeinbandes angesprochen und mich dann so gefesselt, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Mischung aus historischem Roman mit mystischen Elementen, die dem Roman beinahe einen fantastischen Flair verleihen, üben eine eigenartige Faszination aus, die ich bisher in nur sehr wenigen Büchern gefunden habe.
Ich kann an dieser Stelle nur eine klare Buchempfehlung aussprechen!

Dienstag, 21. April 2020

Buchrezension "Kalter Verrat" von Kate Dark





Der Kriminalroman „Kalter Verrat“ von Kate Dark beginnt direkt mit einem Blutbad. Reed Holloway, ein Polizist, wach eines morgens neben seiner Freundin Mary auf - er blutverschmiert und ohne Erinnerungen an die letzte Nacht, sie tot, ermordet mit einem Messer, auf dem seine Fingerabdrucke zu finden sind. Als die Polizei seine Wohnung stürmt, nehmen sie Reed gefangen, der keinen Widerstand leistet. Hat er sie tatsächlich getötet? Er wollte ihr doch gestern Abend einen Heiratsantrag machen? Doch seine Erinnerungen sind wie weggewischt, während alle ihn für schuldig halten, alle bis auf seine alte Freundin Holly, die als Reporterin beginnt in dem Fall zu forschen und sich immer weiter in Gefahr begibt.

Reed Holloway ist ein sehr verschlossener, abweisender Mann, der sehr distanziert erscheint und wenig Emotionen zeigt, obwohl seine Freundin gerade ermordet wurde und er unter Mordverdacht steht. Im Kontrast dazu steht Holly Morgan, die sehr naiv, offen und engagiert ist. Ein wenig zu engagiert beinahe, denn ihr Drang ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten, bringt ihr mehr Feinde als Freunde ein und macht sie zur Zielscheibe. Scheinbar hatte Reed interne Ermittlungen gegen Kollegen durchgeführt und sich somit einige Polizisten zum Feind gemacht. Bald wird klar, dass nicht nur einer der Polizisten im Revier Dreck am Stecken haben und Reed tatsächlich unschuldig ist. Gemeinsam mit ihrem gemeinsamen Freund und Kollegen Aaron begibt sich Holly immer tiefer in die Verstrickungen von Korruption und Verrat. Doch kann sie Aaron wirklich trauen? Und was verbirgt Reed vor ihr?

Der Krimi startet direkt sehr spannend und man wird mitten ins Geschehen geworfen. Schnell ist klar, dass Reed tatsächlich unschuldig ist und der Täter innerhalb der Polizei zu finden ist. Obwohl diese Auflösung schon recht bald erfolgt, ist das Buch sehr spannend aufgebaut und hält einige Überraschungen bereit. Holly, die sich mit Übereifer in Ermittlungen stürzt, für die sie weder ausgebildet ist, noch die Zulassung hat, schwebt so oft in tödlicher Gefahr, derer sie sich nicht ein Mal bewusst ist, dass man um ihr Leben bangt und nicht weiß, wie sie es ganz alleine schaffen soll, diesen Fall zu lösen. 



Zur Verfügung gestellt wurde mir dieses Buch von dp DIGITAL PUBLISHERS und lovelybooks.

Dienstag, 14. April 2020

Buchrezension "The Ice" von John Kåre Raake


                                                            

Der Mystery-Thriller „The Ice“ des norwegischen Autors John Kåre Raake, spielt in der unendlichen, eisigen Landschaft des Nordpols. Anna Auer, eine ehemalige Soldatin begleitet eine wissenschaftliche Zweimann-Expedition ihres Mentors Professor Daniel Zakariassen. Als sie eines Nachts einem Notsignal folgen, stoßen sie auf die geheime Forschungsbasis der Chinesen und entdecken, dass beinahe die gesamte Basis auf grauenvolle Weise und unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Anna, die sich eigentlich geschworen hatte, nie wieder eine Waffe anzufassen, muss plötzlich gemeinsam mit dem Professor und zwei fremden Chinesen um ihr Leben kämpfen, denn eins ist sicher: Wer oder was auch immer die Forscher getötet hat, ist noch da draußen in der eisigen Kälte… 
Was haben die Chinesen hier am Nordpol erforscht und was hat die Forschungsstation der Russen damit zu tun? Der Kampf um den Nordpol beginnt und es ist ein Wettlauf mit der Zeit.

Raake versteht es außerordentlich gut, die Bedrohlichkeit des unendlichen Eises, der Kälte und der Einsamkeit der einzelnen Personen darzustellen. Das Setting am Nordpol inmitten von Eis löst Unruhe und Gefühle der Angst vor dem Unbekannten aus und man fühlt sich winzig und unbedeutend.
Abgeschnitten von der Außenwelt und ohne Aussicht auf baldige Rettung, kämpfen die ungleichen Überlebenden ums nackte Überleben. Als Leser erhält man nur Einblick in Annas Gedanken und Gefühle und so fragt man sich, wer von den anderen ein falsches Spiel spielen könnte und ob der Mörder nicht längst unter ihnen weilt. 

Die eisige Umgebung und die sehr wissenschaftliche Ausrichtung erinnert an Lincoln Childs „Nullpunkt“, Thomas Thiemeyers „Valhalla“ oder Dan Browns „Meteor“ und bietet einen ebenso düsteren und spannenden Thriller, der den Leser das ein oder andere Mal um das Schicksal der Figuren bangen lässt. 


Zur Verfügung gestellt wurde mir dieses Buch von der Verlagsgruppe Random House

Donnerstag, 27. Februar 2020

Buchrezension "Chilling Adventures of Sabrina: Hexenzeit" von Sarah Rees Brennan

Die Vorgeschichte zur Netflix Serie "Chilling Adventures of Sabrina" - Ein Muss für Fans der Serie!



                                                             

„Chilling Adventures of Sabrina: Hexenzeit“ von Sarah Rees Brennan ist die Vorgeschichte zur Netflix Serie „Chilling Adventures of Sabrina“, die mittlerweile aus zwei Staffeln (und mehreren Teilen) besteht und von der jungen Hexe Sabrina handelt, die einem Satan verehrenden Hexenzirkel angehört und bald ihre satanistische Taufe erhält, bei der sie ihre Seele Luzifer überschreibt und das volle Potenzial ihrer Kräfte entfalten wird. 
Neben ihrem Hexenzirkel und ihren Hexentanten, hat sie allerdings auch noch ein sterbliches Leben, das sie durch ihren endgültigen Eintritt in den Zirkel aufgeben müsste. Ihre Freunde und ihren Freund Harvey möchte Sabrina aber eigentlich unter keinen Umständen aufgeben - jedoch wird sie sich bald entscheiden müssen, denn ihr 16. Geburtstag rückt immer näher…

Während die Serie kurz vor Sabrinas 16. Geburtstag einsetzt, beginnt das Buch einen Sommer früher und handelt hauptsächlich von Sabrinas und Harvey Liebesbeziehung - wie sie ein Paar wurden und welche Hürden sie dabei zu meistern hatten. 
Die einzelnen Kapitel beginnen immer mit einer kurzen Einleitung aus der Sicht verschiedener Personen, darunter auch unter Anderem Mary Wardwell, Prudence und Tommy Kinkle. Dieser kurze Perspektivwechsel in Prudences und Tommys Gedanken und Gefühle ist eine schöne Addition zur Serie und verleiht den Charakteren mehr Tiefe und Facetten als die Serie, in der Tommy ja leider nur sehr wenig vorkommt. Vor allem die Liebe zu seinem Bruder Harvey wird wunderschön aufgezeigt. Ebenfalls eine kurze, interessante Einführung erhält Nicolas Scratch, der in dieser Vorgeschichte mehr Tiefe erhält und auch hier bereits Interesse an Sabrina zeigt. 
Leider wirken und handeln die Charaktere in der Vorgeschichte teilweise sehr unterschiedlich zur Serie und wirken ein wenig out of character. Sabrina ist extrem unsicher und eifersüchtig, was ihre Beziehung zu Harvey angeht und ergreift sehr dramatische und drastische Maßnahmen, die untypisch wirken, wenn man die Serie gesehen hat. Ihr Bruder Ambrose wirkt hier noch zügelloser und wütender als in der Serie (auch wenn sein flirtender Charakter sehr gut eingefangen wurde), zeitweisewirken seine Aktionen fast bösartig und hinterlistig, auch wenn er eigentlich nur nett sein wollte. 
Interessanterweise wird im Buch „Der Teufel trägt Prada“ erwähnt, während es in der Serie weder Handys, Internet noch andere popkulturelle Anspielung (außer Zombiefilme im Kino) gibt…

Ingesamt kann man sagen, dass „Hexenzeit“ eine nette, unterhaltende Erweiterung der Serie ist, wenn man sich die Zeit bis zur nächsten Staffel vertreiben und die Figuren noch besser kennenlernen und verstehen möchte, ist man mit Sarah Reese Brennans Trilogie gut versorgt.
Die Beziehung von Harvey und Sabrina als Hauptthema der Vorgeschichte, verleiht dem ganzen Buch einen etwas kitschigen, „Teeniedrama“-Charakter, in dem einige Figuren nicht ihren Charakteren aus der Serie entsprechen. Da „Hexenzeit“ aber einige Zeit vor der ersten Staffel spielt, ist dies zu entschuldigen. 

Für Fans der Serie ist diese Reihe sehr zu empfehlen, auch wenn man sich erst ein wenig an die neuen, ein wenig anderen Charakterzüge mancher gewöhnen muss.



Zur Verfügung gestellt wurde mir dieses Buch von der Verlagsgruppe Random House.